Amphitryon

Amphitryon – Heinrich von Kleist

Amphitryon von Heinrich von Kleist ist eine Tragikomödie aus dem Jahre 1803. Wie aus dem Namen der Erstveröffentlichung Amphitryon, ein Lustspiel nach Mòliere hervorgeht, war das Werk einst lediglich als deutsche Übersetzung des Theaterstücks von Mòliere geplant. Wort für Wort entfernte sich Kleists Amphitryon von Original, um zu einem der bedeutendsten Werke von Heinrich von Kleist zu werden.

Der Name Amphitryon bedeutet „Der, den es zweimal gibt“. Er spiegelt das zentrale Thema der Tragikomödie von Kleist wider: Den Doppelgänger. Diese Figur wurde in vielen Werken verwertet, um mit komödiantischer Leichtigkeit dramatische Abgründe seiner Zeit wiederzugeben. Die zentrale Prüfung ist dabei die Frage der Identität und dem Machtspiel zwischen dem wahren Ich und dem Wunsch-Ich.

Als Heinrich von Kleist Amphitryon verfasste, steckte er in einer Ausbildung zum Beamten, wünschte sich jedoch insgeheim die Anerkennung eines großen Dichters. Dieser Zwiespalt machte ihn krank. Er wurde unter anderem von Goethe als Hypochonder bezeichnet. Kleist wusste zwischen Sein und Schein, der durch den Riss in der menschlichen Identität entsteht, zu unterscheiden – ganz im Gegensatz vieler seiner Zeitgenossen.

Amphitryon von Heinrich von Kleist – Kurzinhalt

Am Anfang der Tragikomödie Amphitryon stellt der Diener Sosias seine Identität als kristallklar dar: Er weiß, wer er ist. Auf Prügel weiß er zu antworten: „Dein Stock kann machen, dass ich nicht mehr bin. Doch nicht, dass ich nicht Ich bin, weil Ich bin.“ Kurze Zeit später erfahren seine Herren, was es bedeutet, wenn plötzlich nichts mehr so ist, wie es scheint.

Die Gattin von Amphitryon, Alkmene, erwartet sehnsüchtig die Rückkehr ihres Mannes aus dem Krieg gehen Athen. In einer Nacht erscheint der Donnergott Jupiter in der Gestalt ihres Ehemanns Amphitryon und verführt sie zu einer innigen Liebesnacht. Am nächsten Morgen erscheint der echte Amphitryon. Alkmene spricht mit ihm über die schönen Erlebnisse der vermeintlich gemeinsamen Liebesnacht, woraufhin sich Amphitryon von ihr betrogen fühlt. Kurz darauf erscheint Jupiter erneut als Amphitryon und klärt sie darüber auf, dass Jupiter sie aufsuchte, weil sie durch Abgötterei seinen Zorn geweckt hat.

Im Verlaufe des Werkes nimmt Merkur die Gestalt des Dieners Sosias an, verführt aber im Gegenzug zu Jupiter nicht dessen Frau Charis.

Am Ende des Lustspiels stehen sich Jupiter als sein Doppelgänger und der echte Amphitryon gegenüber. Sowohl Alkmene als auch die Kriegsführer halten Jupiter für den echten Amphitryon. Der Donnergott löst die Verwirrung auf, indem er sich zu erkennen gibt und bietet Amphitryon einen Wunsch zur Versöhnung an. Dieser wünscht sich einen Sohn, den Alkmene mit Jupiter zeugen soll. Jupiter sagt die Geburt des Herkules voraus.