Augen in der Großstadt – Kurt Tucholsky
Augen in der Großstadt von Kurt Tucholsky handelt von dem, was man in seinem Leben sieht während man doch über so wenig Zeit verfügt. Wir sehen die Dinge, aber wir nehmen sie nicht wahr. Wir können die Zeit nicht zurückdrehen, auch wenn wir etwas gesehen haben, was unser Herz berührt hat. Alles passiert so schnell, dass wir es nicht merken. Da ist die Liebe, Freund und Feind und schon ist alles wieder vorbei. Diese bedrückende Begebenheit unseres Lebens wird von dem großen Literaten Kurt Tucholsky auf eine meisterhafte Art und Weise in Augen in der Großstadt beschrieben.
Augen in der Großstadt von Kurt Tucholsky regt zum Nachdenken und Innehalten an. Das Gedicht Augen in der Großstadt wurde 1930 geschrieben und ist der Zeit des Expressionismus zuzuordnen.
Wer den Schreibstil von Tucholsky mag, dem seien seine weiteren zahlreichen Gedichte wie zum Beispiel Deutschland, Deutschland, über alles empfohlen.
Augen in der Großstadt – Das Gedicht in Originalfassung
Das Gedicht Augen in der Großstadt soll dem Leser an dieser Stelle nicht vorenthalten werden.
Augen in der Großstadt
Wenn du zur Arbeit gehst
am frühen Morgen,
wenn du am Bahnhof stehst
Mit deinen Sorgen:
da zeigt die Stadt
dir asphaltglatt
im Menschentrichter
Millionen Gesichter:
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider –
Was war das? vielleicht dein Lebensglück…
vorbei, verweht, nie wieder.
Du gehst dein Leben lang
auf tausend Straßen;
du siehst auf deinem Gang,
die dich vergaßen.
Ein Auge winkt,
die Seele klingt;
du hasts gefunden,
nur für Sekunden…
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider;
Was war das? kein Mensch dreht die Zeit zurück…
vorbei, verweht, nie wieder.
Du mußt auf deinem Gang
durch Städte wandern;
siehst einen Pulsschlag lang
den fremden Andern.
Es kann ein Feind sein,
es kann ein Freund sein,
es kann im Kampfe dein
Genosse sein.
Er sieht hinüber
und zieht vorüber…
Zwei fremde Augen, ein kurzer Blick,
die Braue, Pupillen, die Lider.
Was war das?
Von der großen Menschheit ein Stück!
Vorbei, verweht, nie wieder