Karl Kraus – Eigenwilliger Schriftsteller und Publizist
Karl Kraus gilt als einer der bedeutendsten Sprach- und Kulturkritiker in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Karl Kraus wurde am 28. April 1874 in Gitschin in Nordböhmen geboren. Kraus studierte zunächst in Wien Jura, brach das Studium jedoch ab um Philosophie und Germanistik zu studieren.
Wegen seines aufkeimenden Interesses am Journalismus brach Karl Kraus auch das Studium ab und begann als Literaturkritiker, Schauspieler, Regisseur und Vortragskünstler zu arbeiten. Man konnte Karl Kraus oft im Café Griensteidl, einem Treffpunkt junger Literaten in Wien, antreffen.
Im Jahre 1899 gründete Karl Kraus in Wien „Die Fackel„. Die Fackel etablierte sich zu einer der bedeutendsten kultur- und gesellschaftskritischen Zeitschriften im deutschsprachigen Raum. Kraus schrieb die meisten Artikel der Zeitschrift selbst. Dank seiner finanziellen Unabhängigkeit, die durch seine vermögende jüdische Familie gesichert war und weil er alleiniger Herausgeber der Zeitschrift war, konnte Karl Kraus kompromisslos seine Meinung vertreten. Er benutzte „Die Fackel“ als Instrument in seinem Kampf gegen hohle Phrasen, Heuchelei und Doppelmoral. Den nachlässigen Umgang mit der Sprache deutete Karl Kraus als Zeichen der allgemeinen Gedankenlosigkeit und Unachtsamkeit. Für Karl Kraus war die Sprache das Medium des Denkens.
Die jüdische Religionsgemeinschaft verließ Karl Kraus im Jahre 1899 verlassen. Kraus konvertierte zum römisch-katholischen Glauben. Wegen seiner pazifistischen Einstellung geriet Karl Kraus während des Ersten Weltkriegs mehrmals in Schwierigkeiten. In der Zeit zwischen 1918 und 1919 veröffentlichte Kraus in Sonderheften der „Fackel“ eine vorläufige Fassung seines grandiosen Antikriegsstückes „Die letzten Tage der Menschheit„.
Während der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 warnte Karl Kraus vor der Inhumanität des faschistischen Regimes. Trotz seiner Haltung wurden seine Werke bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 verschont. Mit dem 922. Heft im Februar 1936 stellte Karl Kraus das Erscheinen der Zeitung „Die Fackel“ ein.